Change language:

5 Ringe – 5 Fragen mit Barbara Moesbauer

Barbara Moesbauer (66) hat 1972 auf der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in München als 13-jähriges Mädchen getanzt.

Uns erzählt sie, wie aufregend das war, wie die Olympischen Spiele damals München verändert haben und warum eine Neuausgabe dort eine gute Idee ist. 

Reisen wir in das Jahr 1972 nach München, wo am 26. August die 20. Olympischen Spiele der Neuzeit eröffnet wurden. Du warst vor Ort dabei. Wie war das für dich?

Ich hatte das Glück, dass meine Schule mitgemacht hat. Wir haben damals im Vorfeld fleißig auf der Schulwiese den Tanz einstudiert und für den großen Tag wurden wir sogar richtig eingekleidet: Wir hatten ein gelbes T-Shirt an, einen gelben Rock und weiße Turnschuhe. Die Jungs waren in hellblau gekleidet. Zur Probe durften wir dann das erste Mal ins Olympiastadion. Das war schon eine tolle Sache. Dann kam der große Tag, die Eröffnungsfeier. Wir waren alle wahnsinnig aufgeregt und ganz fasziniert, als wir den Tanz aufgeführt haben.

Dann sind die Mannschaften eingezogen, die sind direkt vor uns über die Tartanbahn gelaufen und haben uns Anstecker zugeworfen und uns gegrüßt. Das und als das olympische Feuer entzündet wurde, war einmalig. Als Kind hat man das damals gar nicht so richtig verstanden, aber es war wie ein Rausch. Über die Schule haben wir außerdem Eintrittskarten für verschiedene Sportveranstaltungen bekommen. Ich war mit meinen Freundinnen beim Rudern und beim Fußball, da haben wir DDR gegen Ghana gesehen. Und wir hatten das Glück, den 100-Meter-Endlauf live mitzuerleben – das ist für mich bis heute unvergesslich.
Die ganze Stadt war wie im Ausnahmezustand, überall geschmückt und voller Energie. Es war einfach eine ganz besondere Zeit, die man nie vergisst.

Im Nachhinein hat sich übrigens herausgestellt, dass mein späterer Ehemann auch mitgetanzt hat.

Werfen wir einen Blick auf die Zeit nach 1972: Wie haben die Olympischen Spiele über die Veranstaltung hinaus München bis heute verändert?

Zum Beispiel haben wir eine S- und U-Bahn bekommen, was wir so schnell nie bekommen hätten, wenn nicht Olympia gewesen wäre. Der damals entstandene Olympiapark wird immer noch viel genutzt – das ist heute ein Freizeitcenter, ein Veranstaltungsort. Die Olympia-Schwimmhalle ist ein Stützpunkt für die Schwimmer*innen und kann gleichzeitig auch von der Bevölkerung genutzt werden. Unsere beiden großen Fußballvereine haben das Olympiastadion lange Jahre als Spielstätte genutzt, jetzt finden dort Konzerte und Veranstaltungen statt.

Auch das Olympische Dorf wird weiter genutzt und seither von Studierenden bewohnt. Nicht nur im olympischen Dorf, sondern im Grunde auf dem ganzen Gelände ist also weiterhin Leben drin!

2025 - München möchte wieder Gastgeber sein: Warum wäre München (wieder) ein geeigneter Gastgeber?

München ist eine Weltstadt mit Herz und wird international sehr geschätzt. Wir haben viele große Veranstaltungen, einen weltbekannten Fußballverein mit dem FC Bayern, und natürlich das Oktoberfest, das mittlerweile auf der ganzen Welt nachgeahmt wird. Wir haben das Glück, dass durch Olympia 1972 viele Sportstätten bereits vorhanden sind, die nur modernisiert werden müssen. So würde die Modernisierung über das Durchführungsbudget der Olympischen und Paralympischen Spiele laufen. Auch der Ausbau der S- und U-Bahn wäre finanziert. Und wir müssen keine Sportstätten neu bauen, nur zwei mobile Hallen, die dann wieder abgebaut werden. Im Grunde ist schon alles da. Natürlich haben wir keinen Eiffelturm, aber wir können durchaus mithalten – eben auf unsere Art. Reiten vor dem Schloss Nymphenburg würde auch tolle Bilder produzieren. Und unsere bayrische Tradition wird weltweit geschätzt, viele beneiden uns darum, all das spricht für München aus meiner Sicht.

Olympia kann mit Blick auf die Zukunft ein Treiber sein, um wichtige Entwicklungen anzustoßen. Was erhoffst du dir davon, Olympische und Paralympische Spiele noch einmal in München stattfinden?

Erstens mal, dass wir wieder als Olympiastadt anerkannt werden, dass wir zeigen können: Wir sind wieder da. Und dann würde ich mir wünschen, dass unsere Jugend dadurch den Anreiz bekommt, Sport zu treiben, unseren Vereinen beizutreten. Ich würde mir wünschen, dass die Vereine wieder mehr Zulauf bekommen und der Sport insgesamt wieder stärker im Alltag Platz findet. Mein größter Wunsch aber ist es, wieder Gastgeber für die ganze Welt zu sein.

Am 26.10. steht das Bürgerreferendum in München an: Hast du noch letzte Worte an die Münchner und Münchnerinnen?

Ich möchte, dass die Müchnerinnen und Münchner wählen gehen und mit Ja stimmen, egal ob per Briefwahl oder am Wahlsonntag im Wahllokal. Nur wenn wir dafür sind, haben wir die Chance als nationaler Bewerber weiter dabei zu sein, um am Ende vielleicht für Deutschland ins Rennen gehen zu dürfen.

 

 

News